- Bildung
- Familie
- Gesellschaft
- Identität
- Kultur
- Lebensführung
- Organisation
- Pluralität
- Profession
- Sexualität
- Sinn
- Sprache
- Wissen
Bildung
"Bis heute verbinden wir mit Bildung – mit Recht! – auch die Hoffnung und Erwartung, dass sich Unterschiede der Lebensweisen und sozialmoralischen Orientierungen so weit relativieren, dass eine pluralistische Koexistenz möglich wird" (Nassehi 2018).
Familie
"Wenn es, zumindest unter heuristischer Perspektive, plausibel ist, von einer modernen Familie zu sprechen, dann macht die Rede von der »postmodernen Familie« nur Sinn, wenn sie sich in entscheidenden Parametern von der modernen unterscheidet. Das ist noch nicht recht sichtbar" (Reyer 2004).
Gesellschaft
"Das normative Gesamtziel von Etzionis Theorie der aktiven Gesellschaft ist es, Entfremdung und Inauthentizität zu überwinden, indem sie die Gesellschaft an den Bedürfnissen ihrer Mitglieder ausrichtet. Die entfremdende Struktur sei das Produkt der Modernität: Industrialisierung, Bürokratisierung, Rationalität als Vorherrschaft instrumentaler Logik. Etzioni führt in die Sozialwissenschaften den Begriff „postmoderne Gesellschaft“ systematisch ein. Die „postmoderne Gesellschaft“ hat seiner Ansicht nach eine gestiegene Fähigkeit, ein manipulatives falsches Bewusstsein zu erzeugen, weil sie in einem vorher nicht da gewesenen Ausmaß und einer eindrucksvollen Tiefe einen Schein von Responsivität erwecke, wo diese nicht vorhanden sei." (Walter Reese-Schäfer 2014).
"Mit Postmoderne (postmoderne Gesellschaft) bezeichnet man eine veränderte Grundsituation des sozialen Wandels und des Umbaus des kulturellen (modernistischen) Orientierungssystems im Zuge der nachindustriellen (postmodernen) Gesellschaft seit den 1960er Jahren..." (Preyer 2006).
"Die Argumente dafür, dass eine postmoderne Gesellschaft mittlerweile die moderne Gesellschaft abgelöst habe, überzeugen mich insgesamt nicht. So sind gesellschaftliche Phänomene, die als neu und kennzeichnend für die postmoderne Gesellschaft angegeben werden, für Historikerinnen keine neuen Phänomene. Die Lebensformen und Familienstrukturen waren im 18. und 19. Jahrhundert in Europa zum Beispiel mindestens so plural wie heute, und die Menschen in den jetzigen Industriestaaten waren nie zuvor so gut sozial und wirtschaftlich abgesichert wie heute" (Engelke 2003).
Postmoderne Theorien stellen "ganz grundsätzlich Prämissen einer Soziologie in Frage, die Gesellschaft als Kooperation oder Wechselwirkung voneinander unabhängiger autonomer Individuen konzipiert und damit die konstitutive Einbettung je konkreter Formen der Individualität in Diskurse, Praktiken, traditionale und posttraditionale Formen der Vergemeinschaftung vernachlässigt" (Scherr 2000).
"Die Erzählung von der Postmoderne wird oft so verstanden, als ob es heute und in Zukunft keine einheitliche Welt mehr gäbe, sondern nur noch eine Vielzahl unterschiedlicher Diskurse oder Berichte (recits). Die Vorstellung der Einheit der Welt kann aber nicht aufgegeben werden, ohne daß auch die Vorstellung einer Mehrzahl von Diskursen verschwände. Die Vielzahl ist als Vielzahl nur sichtbar, wenn sie in einer Welt (eben der „postmodernen" Welt) eine Vielzahl ist" (Luhmann 1987).
"In der Soziologie taucht der Ausdruck „postmoderne Gesellschaft" erstmals 1968 bei Amitai Etzioni auf. Das Ende der Moderne geschieht ihm zufolge nicht durch Abbruch, sondern durch Transformation. Das postmoderne Stadium wird durch einen technologischen Wandel eingeleitet" (Welsch 1987).
Identität
"Nicht mehr Kontinuität und Kohärenz und die Notwendigkeit der Konstitution einer stabilen Ich-Identität sind die zentralen Begrifflichkeiten der theoretischen Auseinandersetzungen, sondern die Pluralität, Flüchtigkeit, Wandlungsfähigkeit und Instabilität bestimmen die Diskussion um die als postmodern bezeichnete Identität" (Scheiper 2008).
"Auf das Positiv-Konto der Postmoderne ist dabei vor allem zu zählen, dass sie wieder komplexe und multivariable Identitäten zulässt ohne sie gesellschaftlich negativ zu sanktionieren" (Röh, 2005).
"Gemeinsam ist den Identitätskonzepten "postmoderner" Sozialwissenschaftler die Basisannahme, dass Sinngebung und Identitätsbildung in der zersplitterten Sozialwelt zu einer privaten Angelegenheit jedes Einzelnen geworden, gewissermaßen in "eigene Regie" übergegangen sind" (Eickelpasch 2004).
"Identitätsbildung in der Spätmoderne ergibt nur bei oberflächlicher Betrachtung ein Bild postmoderner Beliebigkeit, sondern ist eine aktive Leistung der Subjekte, die zwar risikoreich ist, aber auch die Chance zu einer selbstbestimmten Konstruktion enthält" (Keupp 1999).
"Postmodern" ist, wer sich jenseits von Einheitsobsessionen der irreduziblen Vielfalt der Sprach-, Denk- und Lebensformen bewußt ist und damit umzugehen weiß" (Welsch 1987).
Kultur
"In einer Multioptionsgesellschaft (Gross), in der jungen Frauen und Männern nicht nur die Wahlfreiheit gegeben ist, sondern diese von vielen, so Keupp u. a., als Zwang erlebt wird, gibt es keine gesamtgesellschaftlichen Codes mehr. Nach Kaiser ist der Modewandel der vergebliche Versuch, den postmodernen Ambivalenzen zu entkommen" (Scheiper 2008).
"In der postmodernistischen Ästhetik kommt das Neue auf das Alte zurück, besteht Kreativität nicht in der Neuerschaffung, sondern in der Dekonstruktion, werden Teile des Alten im Pastiche neu zusammengefügt. Das postmoderne Geschichtsbild ist nicht linear, sondern eher zyklisch. Die postmoderne Kultur ist nicht eine Kultur heroischer Neuerschaffung, sondern eine Kultur des Recycling" (Vester 1993).
Lebensführung
"Die Lebensstrategien des Flaneurs, Vagabunden, Touristen und Spielers, aus denen das Individuum seine postmoderne Identitat kreiert, sind darauf ausgerichtet, keine festen Bindungen zu knüpfen, um Konsequenzen zu vermeiden und dadurch Flexibilität zu erhalten" (Bauman 1997, z.n. Kron/Reddig 2006).
"So existieren durchaus Belege dafür, dass die postmoderne Gesellschaft sich insgesamt auf eine Liberalisierung und damit Tolerierung ihrer Normalitätsvorstellungen und damit auch Identitätsvorstellungen einlässt" (Röh 2005).
"Theorien der Postmoderne behaupten .... nicht, dass postmoderne Tendenzen innerhalb der modernen Gesellschaft einen Zerfall der durch staatliche Politik, Erziehung, Recht, Massenmedien usw. etablierten und propagierten Ordnungen herbeiführen, sondern weisen vielmehr auf einen Wandel der dominanten Ordnungsmuster sowie der Formen sozialer Kontrolle und Disziplinierung hin" (Scherr 2000).
"Wie kann mit der Heterogenität der Denk- und Lebensformen so umgegangen werden, daß nicht mehr - wie üblich - das eine Paradigma das andere unterdrückt?" (Welsch 1987).
Organisation
"Vielzahl und Varietät: Die Theorie der Postmoderne ist nicht auf ein universelles einheitsstiftendes Konzept im Sinne moderner Organisationstheorien ausgerichtet, sondern betont Differenzierungsdimensionen und eine Individualisierung. Weik bezeichnet dies als das Prinzip der Vielheit, das die Unterschiedlichkeit der Organisationselemente betont" (Bandte 2007).
"Eine postmoderne Organisation besteht aus komplexen interaktionellen und linguistischen Mikropraktiken, die in heterogene Erfahrungen klassifizierend und ordnend eingreifen. Organisationen sind temporär stabilisierte, soziotechnische, repräsentationalistische Netzwerke sozialer und materieller Artefakte" (Chia 1996, z.n. Koall 2000).
Pluralität
"Pluralität ist der Schlüsselbegriff der Postmoderne. Sämtliche als postmodern bekannt gewordene Topoi - Ende der Meta-Erzählungen, Dispersion des Subjekts, Dezentrierung des Sinns, Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen, Unsynthetisierbarkeit der vielfältigen Lebensformen und Rationalitätsmuster - werden im Licht der Pluralität verständlich. Pluralität bildet auch die Leitlinie aller fälligen Transformationen überkommener Vorstellungen und Konzepte. Diese postmoderne Pluralität ist jedoch nicht mit der geläufigen und gefälligen Oberflächen-Buntheit gleichzusetzen. Sie geht tiefer und greift in Basisdefinitionen ein. Sie ist anspruchsvoller und härter als der gängige „Pluralismus" (Welsch 1987).
Profession
"Postmoderne bedeutet nicht, dass alle Perspektiven gleich brauchbar sind, sondern die konstruktive Nutzung der Ambivalenz, die beim Gewahrwerden unterschiedlicher Perspektiven entsteht" (Wirth/Kleve 2019).
"Today the postmodern paradigm has advanced into virtually every aspect of social work practice - psychotherapy, family therapy, gerontology, policy analysis, research, community organizing, and agency administration, to name a few" (Danto 2011).
"Die Postmoderne als Gemüts- und Geisteszustand akzeptiert die Differenziertheit unserer Welt in ihrer Vielfalt, sie strebt nicht mehr nach Eindeutigkeit, nach Identität. Sie gibt dieses Bemühen auf und stellt sich auf Unübersichtlichkeit ein, fragt vielmehr nach brauchbaren, kreativen, konstruktiven Weisen im Umgang mit Vielfalt und Unübersichtlichkeit" (Kleve 2003).
"Sozialarbeit als Profession ist seit jeher implizit postmodern. Dies führt dazu, daß die Frage nach ihrer eigenen professionellen und disziplinären Identität entweder unbeantwortet bleiben muß oder radikal von sozialen, sachlichen (etwa methodischen) und zeitlichen Dimensionen abhängig bleibt" (Kleve 1999).
"Unter dem Label des Postmodernen sind zwar verschiedene Positionen vorgetragen worden, aber die 'achtenswerte' Postmoderne, von der etwa Lyotard oder Welsch sprechen und die hier als Bezugsdiskurs zugrunde gelegt wird, versteht sich weder im epochalen Sinne als Nach-Moderne noch als Anti-Moderne. Sie bezeichnet vielmehr eine neue Geisteshaltung, durch die, wie wie Ruhloff es treffend formuliert hat, ein Widerstreit innerhalb der Moderne angezettelt wird, dessen Konfliktpunkt die Pluralität ist" (Fromme 1997).
Sexualität
"Einerseits lobpreist die postmoderne Kultur sexuelle Genüsse und ermutigt dazu, jeden Winkel der Lebenswelt mit erotischer Bedeutung zu versehen; sie fordert vom postmodernen Erregungssammler, sein Potential als sexuelles Subjekt voll zu entwickeln. Andererseits verbietet diese Kultur, einen anderen Erregungssammler wie ein sexuelles Objekt zu behandeln“ (Baumann 1998, z.n. Löw 2008).
"Die elementarsten Definitionen der Gattung sind postmodern in der Breite des Alltags vom Feminismus bis zur Homosexualität in Bewegung geraten und werden kontrovers bleiben" (Welsch 1987).
Sinn
"Die Post- oder Nachmoderne ist, erst wenn sie sich selbstreflexiv selbst ins Optionenregal treibt, Vollendung und Erfüllung der Moderne. Wenn der Rahmen splittert, der alle Kontinente, Kulturen, Weltanschauungen, Wahrheitsbegriffe, alle Wissensbestände in einer zweidimensionalen spiegelnden Fläche zusammengehalten hat, splittert die Voraussetzung dieser Entwicklung. Dann purzelt alles durcheinander, dann wird zur Diskussion gestellt, was die Moderne ausmacht: nicht nur einzelne Bestandteile wie der Markt, die Demokratie, Freiheit oder Gleichheit, sondern der Rahmen, in dem Erörterungen aller Art zugelassen und Erörterungen von Erörterungen die Regel sind" (Gross).
Sprache
"Am Ende des 20. Jahrhunderts wird durch den Postmodernismus und die postmoderne Gesellschaft die Irritation notiert, dass der Zeichengebrauch seine Sicherheit und seine Übereinstimmung mit der Realität verloren hat" (Preyer).
"Die Regeln der Diskursarten gelten nur binnen-, nicht trans-diskursiv; die Spezifität ist strikt zu beachten; Partikulares darf nicht universalisiert werden (und es gibt, genau besehen, nur Partikulares); solchen Universalisierungen (deren Unterschied zu Totalisierungen nur ein rhetorischer, kein sachlicher ist) gilt es im kleinen wie im großen entgegenzutreten. Übergriffe sind zu unterbinden, Pluralität ist dadurch offenzuhalten" (Welsch 1987).
Wissen
"Postmoderne Theorien gestatten uns, unsere Welt als Teil eines Puzzles zu sehen. Jedoch nicht wie ein Puzzle im romantischen Sinn, in dem die zusammengefügten Teile eine uns zuvor unbekannte Kraft enthüllen würden, und auch nicht im modernen Sinn, nach dem die richtige Anordnung das einzig korrekte Bild von Zusammenhängen zeigen würde. Das postmoderne Puzzle lässt sich auf fast unbegrenzt viele Weisen zusammenlegen. Im postmodernen Sinn werden die Puzzleteile, die wir als unsere Welt bezeichnen, entsprechend den wechselnden Dialogen und Intentionen angeordnet und neu geordnet" (Wirth 2005).
"Von der postmodernen Philosophie (z.B. Foucault, Derrida) übernimmt der Soziale Konstruktionismus die Vorbehalte gegenüber der Annahme, dass es eine ultimative Wahrheit gibt und dass die Welt durch einige wenige große Theorien oder Metanarrative verstanden werden kann. Das Wissenschaftsideal liegt also nicht im Auffinden der ,richtigen' und im Verwerfen der ,falschen' Theorie, sondern darin, die Komplexität der Wirklichkeit aus unterschiedlichen Perspektiven mit zahlreichen ko-existierenden, gleichermaßen legitimen Beschreibungen abzubilden" (von Ameln 2004).
"Auslösend für die Postmoderne ist das Hinfälligwerden der großen, durch Meta-Erzählungen repräsentierten Einheiten. Die positive Kehrseite dieser Auflösung liegt im Hervortreten der Vielfalt differenter Sprachspiele und Lebensformen" (Welsch 1987).
"Das postmoderne Wissen ist nicht allein das Instrument der Mächte. Es verfeinert unsere Sensibilität für die Unterschiede und verstärkt unsere Fähigkeit, das Inkommensurable zu ertragen. Es selbst findet seinen Grund nicht in der Übereinstimmung der Experten, sondern in der Paralogie der Erfinder" (Lyotard 1979).