Der folgende Beitrag erläutert die integrale Antwort auf die Gefahr der lebenspraktischen Bedeutungslosigkeit von Theorien:
"Theorien, die ihre praktische Bedeutung für das jeweilige Gemeinwesen nicht darstellen können, sind für das Gemeinwesen praktisch bedeutungslos."
Theorien wie die System-Umwelt-Theorie von Luhmann lassen offen, ob und wie Leute die Evolution gestalten können. Eine integrale Antwort könnte zunächst von der plural codierten Lebenspraxis der Leute ausgehen.
Das Gemeinwesen bezeichnet einen sozialen Zusammenhang von Bewohnerinnen. Sie sind gebunden an bestimmte soziale und geographische Räume in ihrer Lebensführung. Ihr sozialer Zusammenhang stellt sich her nicht durch die Gleichheit der Perspektiven, sondern durch die gleiche Weise der Angewiesenheit ihrer Lebensführung auf eine Vielfalt von unterschiedlichen Ressourcen.
Die Zugangsmöglichkeiten zu diesen Ressourcen werden aus verschiedenen Gründen begrenzt. Bei diesen Ressourcen handelt es sich um Wissen und Kommunikationen, die durch die gesellschaftlichen Teilsysteme reproduziert werden, um Selektionen nahezulegen und Handlungen zu motivieren.
Aufgrund der Selbstreferenz der verschiedenen Teilsysteme und ihrer mehr oder weniger dicht angelagerten Institutionen und Organisationen können diese aber ihren eigenen Blickwinkel nicht überschreiten.
Bei den alteingesessenen bzw. neuen Bewohnerinnen eines räumlich und sozial situierten Gemeinwesens verhält sich das anders. Aufgrund ihrer biopsychosozialen Verfassung sehen sie sich auf ein ganzes Bündel von unterschiedlichen Wissensformen und Teilnahmenotwendigkeiten an Kommunikation angewiesen. Menschen, die ein gemeinsames Gebiet bewohnen und diverse Teilnahmemöglichkeiten brauchen zur Fortführung ihrer Lebensführung, sind als einzige BeobachterInnen in der Lage, wenn auch nur vorübergehend und mit hinreichender Selbstreflexion, die eigenen Begrenzungen ihrer Lebensführung zu übersteigen.
Es geht hier also nicht um politische Mitbestimmung, sondern um die Möglichkeit sogar jenseits politischer Kommunikation die Menschen in ihrer Region zu befragen, sie einzuladen, ihre Lebensräume auf menschliche, integrale Weise mitzugestalten und sich nach ihren Ängsten und ihren Hoffnungen zu erkundigen. Solche Bewegungen, die jenseits der nur selbstreferentiellen Anschluss suchenden Funktionssysteme agieren und eine codeübergreifende und integrale Kommunikation entwickeln, sind zu schaffen.
Es ist zu vermuten, dass Soziale Arbeit wie auch Digitalisierung diesbezüglich Weichen stellen in neue Formen plural codierter, vernetzter und beteiligungsfördender Kommunikation.