Einfühlungsvermögen ist ein zutiefst im Menschen verankerter Mechanismus. Wir lachen, wenn andere lachen; wir empfinden Ekel, wenn andere sich ekeln, und verspüren Pein, wenn andere gepeinigt werden. Viele Theorien zur Entstehung von Empathie gehen davon aus, dass sie etwas mit dem Wunsch nach Kooperation und Gemeinschaft zu tun hat. Wir sind mitfühlend, weil wir uns mit unseren Mitmenschen zusammenschließen und mit ihnen zusammenarbeiten wollen.
Fabrizio Mafessoni vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig und Michael Lachmann vom Santa Fe Institute in New Mexiko haben nun eine ganz andere Erklärung gefunden.
Der eigentliche Ursprung der Empathie liegt nach Ansicht der beiden Wissenschaftler in der Notwendigkeit, in unklaren sozialen Situationen ohne viel Information einschätzen zu können, was die anderen beteiligten Personen denken und tun werden.
Diese Erklärung ist eine Bestätigung der systemischen Theorieentwicklung und soziologischen Erklärungsmustern wie denen der soziologischen Systemtheorie von Niklas Luhmann et. al.
Aus: Wie entsteht Empathie? (FAZ+, 29. August 2019)
Zum Originaltext:
The complexity of understanding others as the evolutionary origin of empathy and emotional contagion